Nachruf
Weil der Knarf Rellöm-Stil so beliebt ist und so gut passt:
Ich erinnere mich an den Tag, als ich dich abholte. Die frischgepressten Schilder makellos weiß in meiner Hand. Ich etwas unsicher, hauptsächlich vorfreudig, wie man halt die erste gemeinsame Fahrt so angeht. Du standest wartend da und brabbeltest schon ungeduldig vor dich hin, als ich um die Ecke bog. Ganz sauber warst du sicher nicht, aber das Tat deiner Schönheit keinen Abbruch.
Ich erinnere mich an das erste mal, als ich mich zurücklehnte und dachte: Diese hier und keine andere. Nie wieder, koste es was es wolle.
Ich erinnere mich daran, wie es allmählich kostete, was es wollte und wie ich mit jedem Mal umso sicherer wurde, dass es etwas ernstes ist.
Ich erinnere mich an den Tag des TOOL-Konzerts in Hamburg, als ich dich zur Presse wünschte, weil du mich so hinterhältig im Stich gelassen hattest.
Ich weiß noch, wie ich mich wieder mit dir versöhnte, als du deine Allüren nach einer klärenden Schrauberei aufgabst.
Ich erinnere mich an den letzten Freitag. Das wechselhafte, aber schöne Wetter, die Autobahn frei, die Kühlertemperatur angenagelt im grünen Bereich. Rio Reisers "Land in Sicht" im Radio. Zeitreise.
Ich erinnere mich an den Fuchs, dem ich zwei weitere Sekunden Leben schenkte und wie ich dich dafür preisgab.
Ich werde nie vergessen, wie du mich traurig und vorwurfsvoll, leicht schielend von der Ladefläche des Abschleppwagens herunter anschautest.
Verzeih mir, du hast es besser verdient.
bocian - 21. Aug, 17:36