Krieg der Kalotten
Ich komme nach der Uni nach Hause, mache mir etwas zu essen. Durch die Wand höre ich leise ein paar Bässe wummern. Mein Nachbar mit den großen Boxen frönt seiner Affinität zu den Fantas. Während ich die lauwarmen Ravioli in mich hineinstopfe, meine ich "Populär" herauszuhören. Eigentlich wäre Musik jetzt keine schlechte Idee. Ich entscheide mich für Katie Melua, was leichtes zur Verdauung. Doch das arme Mädchen hat auf Zimmerlautstärke keine Chance gegen "MfG", anscheinend einer der favourites meines unsichtbaren Fantafreundes. Was solls, hör ich halt lauter. Der Verstärker will ja auch ausgelastet werden.
Am rhytmischen vibrieren meines Wasserglases merke ich, dass Fanta-Rainer, wie ich ihn nun in Gedanken nannte, auf R&B der basslastigen Sorte umgestiegen ist. Mit seichten Frauenstimmen ist hier nichts mehr zu bestellen. Du willst Ghetto? Die Master of Puppets gleitet in den CD-Player. In der Mitte von "Battery" muss ich einsehen, dass mir Timbaland-Rainer um mindestens 30 Watt überlegen ist. Spätestens jetzt ist auch klar, dass er mir was beweisen will: Er weicht auf BO aus. Herber Rückschlag. Ich lasse mich dazu verleiten, meinen letzten Trumpf viel zu früh zu bringen: TOOL. Ab jetzt geht die Partie nur noch über Lautstärke. Verstärker auf 60%, Zeit für ein wenig Ohropax. Los Tioz-Rainer scheint kurzzeitig irritert: DIe längere Pause nach dem letzten Song kann nur heißen, dass er mit seinen Alternativen bald am Ende ist. Er muss zu lange überlegen, macht Fehler. Ich lege mit einem beherzten Dreh am Lautstärkeregler weiter vor. Erstes Kratzen in den Boxen, ich muss die Höhen ausregeln.
Es wird wieder laut in der Nebenwohnung, ich harre in gespannter Erwartung. Ist das? Oh Gott, wie krank! Tokio Hotel! Jetzt also über die psychologische Schiene. Mir bleibt wenig Zeit um alles auf eine Karte zu setzen: hastig setze ich den Thorens in Gang und lasse fahrig die Sammlung russischer Volkslieder, die mir mein Vater damals stolz vermacht hat, auf den Plattenteller gleiten. Ich schließe das Fenster, um den Schalldruck auf die Wand zu optimieren. Wird es reichen? Psycho-Rainer scheint ebenfalls am Limit, er erhöht nur noch die Lautstärke. Doch was heißt nur? Mit einem Seitenblick bemerke ich, dass es mein Glas bereits vom Tisch vibriert hat. Schwer zu sagen, wer daran Schuld ist, er oder ich. Man kann nun deutlich das Kratzen der Boxen vernehmen. Schön ist das schon lange nicht mehr. Und dann: Finale! Ein letztes infernalisches Rasuchen kündet vom Ende zumindest einer Box. Danach Totenstille. Sieg, Sieg, Sieg! Tief zufrieden würge ich den russischen Männerchor bei "Ochi Chernye" ab, gebe Katie eine zweite Chance und sammle die Reste meiner Ravioli vom Teppich auf. Doch so recht möchte sich kein Triumphgefühl einstellen, denn ich ahne: Die nächste Box kommt bestimmt. Und sie wird tendenziell eher größer sein...
Am rhytmischen vibrieren meines Wasserglases merke ich, dass Fanta-Rainer, wie ich ihn nun in Gedanken nannte, auf R&B der basslastigen Sorte umgestiegen ist. Mit seichten Frauenstimmen ist hier nichts mehr zu bestellen. Du willst Ghetto? Die Master of Puppets gleitet in den CD-Player. In der Mitte von "Battery" muss ich einsehen, dass mir Timbaland-Rainer um mindestens 30 Watt überlegen ist. Spätestens jetzt ist auch klar, dass er mir was beweisen will: Er weicht auf BO aus. Herber Rückschlag. Ich lasse mich dazu verleiten, meinen letzten Trumpf viel zu früh zu bringen: TOOL. Ab jetzt geht die Partie nur noch über Lautstärke. Verstärker auf 60%, Zeit für ein wenig Ohropax. Los Tioz-Rainer scheint kurzzeitig irritert: DIe längere Pause nach dem letzten Song kann nur heißen, dass er mit seinen Alternativen bald am Ende ist. Er muss zu lange überlegen, macht Fehler. Ich lege mit einem beherzten Dreh am Lautstärkeregler weiter vor. Erstes Kratzen in den Boxen, ich muss die Höhen ausregeln.
Es wird wieder laut in der Nebenwohnung, ich harre in gespannter Erwartung. Ist das? Oh Gott, wie krank! Tokio Hotel! Jetzt also über die psychologische Schiene. Mir bleibt wenig Zeit um alles auf eine Karte zu setzen: hastig setze ich den Thorens in Gang und lasse fahrig die Sammlung russischer Volkslieder, die mir mein Vater damals stolz vermacht hat, auf den Plattenteller gleiten. Ich schließe das Fenster, um den Schalldruck auf die Wand zu optimieren. Wird es reichen? Psycho-Rainer scheint ebenfalls am Limit, er erhöht nur noch die Lautstärke. Doch was heißt nur? Mit einem Seitenblick bemerke ich, dass es mein Glas bereits vom Tisch vibriert hat. Schwer zu sagen, wer daran Schuld ist, er oder ich. Man kann nun deutlich das Kratzen der Boxen vernehmen. Schön ist das schon lange nicht mehr. Und dann: Finale! Ein letztes infernalisches Rasuchen kündet vom Ende zumindest einer Box. Danach Totenstille. Sieg, Sieg, Sieg! Tief zufrieden würge ich den russischen Männerchor bei "Ochi Chernye" ab, gebe Katie eine zweite Chance und sammle die Reste meiner Ravioli vom Teppich auf. Doch so recht möchte sich kein Triumphgefühl einstellen, denn ich ahne: Die nächste Box kommt bestimmt. Und sie wird tendenziell eher größer sein...
bocian - 27. Jun, 20:45